Hypochondrie - die Angst vor Krankheiten


“Du bist ein Hypochonder” – diesen Satz haben viele bestimmt schon mal gehört oder selbst gesagt. Hinter der Floskel steckt jedoch eine ernst zu nehmende Erkrankung. Die hypochrondrische Störung ist eine psychische Erkrankung, bei der Menschen übermäßige Angst davor haben, an einer schweren Krankheit zu leiden, obwohl keine oder nur milde Symptome vorhanden sind. Betroffene neigen dazu, normale körperliche Empfindungen oder leichte Beschwerden als Anzeichen von ernsthaften gesundheitlichen Problemen zu interpretieren. So denken sie beispielsweise bei Kopfschmerzen an einen Hirntumor, beim Kribbeln in den Fingern an Multiple Sklerose oder beim geschwollenen Lymphknoten an eine Krebserkrankung. Selbst wenn Ärzt:innen wiederholt bestätigen, dass keine ernsthafte Krankheit vorliegt, können sie Schwierigkeiten haben, sich von ihren Ängsten zu lösen. Manche Hypochonder vermeiden sogar Ärzt:innen, was auf unterschiedliche Typen von Hypochondrie hinweist – aktiv und passiv. Trotzdem besteht ein hoher Wunsch nach Rückversicherung, selbst wenn Ärzt:innen bestätigen, dass keine ernsthafte Krankheit vorliegt. Die Gefühlswelt eines Hypochonders ist oft geprägt von einer tiefen Verunsicherung und dem ständigen Gefühl, von Ärzt:innen unverstanden und nicht ernst genommen zu werden. Um ihre Ängste kurzfristig zu lindern und sich zu versichern, neigen Hypochonder oft dazu, ständig ihren Körper zu überprüfen, zum Beispiel durch häufiges Abtasten von Knoten oder das ständige Überprüfen von Symptomen im Internet.

Obwohl diese ständigen Überprüfungen kurzfristig Erleichterung bringen können, führen sie langfristig nicht zu einer Lösung der Ängste und verstärken oft sogar die hypochondrischen Gedanken.

Woher kommt die hypochondrische Störung?


Charakteristisch für Hypochondrie ist eine erhöhte Neigung zu ängstlichem Empfinden. Experten gehen davon aus, dass diese Tendenz durch frühere Lebenserfahrungen, insbesondere in der Kindheit, begünstigt werden kann. Beispiele hierfür sind Krankheiten oder Todesfälle in der Familie sowie eine übermäßig fürsorgliche Erziehung. Menschen, die bereits mit einer bedrohlichen medizinischen Diagnose konfrontiert waren, neigen ebenfalls dazu, verstärkte Ängste zu entwickeln. Häufig werden hypochondrische Ängste durch sogenannte Auslöser, wie beispielsweise Stress, verstärkt.

Therapie - was tun gegen die Krankheitsängste?


Die psychotherapeutische Behandlung von Hypochondrie erfolgt oft mithilfe von Verhaltens- oder Konfrontationstherapie. Das Ziel ist, dass Patient:innen aktiv mit ihren Ängsten konfrontiert werden und dabei neue Denkmuster entwickeln. Hierbei steht im Fokus, hilfreichere und realistischere Gedanken zu erarbeiten, nicht stets das Schlimmste zu befürchten und rationale Erklärungen für Beschwerden zu akzeptieren. Zusätzlich können Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung als ergänzende Maßnahmen bei der Bewältigung von Hypochondrie hilfreich sein.