Was passiert wenn man Angst hat?


Die meisten kennen das Gefühl der Angst. Angst ist ein wichtiges Gefühl, welches uns in einer gefährlichen Situation schützt. Sie zeigt sich im ganzen menschlichen Körper: Gedanken, welche eine bestimmte Situation als eine Gefahr bewerten; körperliche Reaktionen, welche sich durch Zittern, Herzrasen und eine schnelle Atmung zeigen können und auch in unserem Verhalten, indem wir aus der gefährlichen Situation flüchten. Dadurch dass der ganze menschliche Körper reagiert, können wir schneller handeln und sind so in der Lage uns in Sicherheit zu bringen. Wir lernen im Laufe der Zeit mit der Angst umzugehen, indem wir erkennen welche Situationen wirklich „gefährlich“ sind und welche nicht.

Wann spricht man von einer Angststörung?


Manchmal kann es sein, dass unser Körper gelernt hat, bestimmte Situationen als gefährlich zu bewerten, obwohl sie es nicht sind, z. B. Angst vor Mäusen und vor Prüfungen. Ein Grund dafür kann sein, dass wir z. B. schlechte Erfahrungen gemacht haben. Die Angst tritt dann in eigentlich „ungefährlichen“ Situationen auf. Dabei wirkt sie unkontrollierbar, scheint sehr groß, zeigt sich unangemessen und übertrieben. Wenn die Ängste so groß scheinen, dass dadurch der Alltag gestört wird, weil man entsprechende Angstsituationen meidet (z. B. nicht mehr zur Schule gehen) dann sprechen wir von einer Angststörung.

Wie unterscheiden sich die Angstinhalte nach Entwicklungsphasen?


Ängste folgen in der Regel einem „normalen“ Entwicklungsverlauf, welcher dadurch charakterisiert werden kann, dass zunächst primär globale, imaginäre Angstinhalte bestehen, z.B. Angst vor Monstern. Im weiteren Entwicklungsverlauf differenzieren sich die Angstinhalte zunehmend. Sie werden spezifischer und realistischer, z.B. bei der sozialen Angst. In der Darstellung werden die typischen Ängste nach den jeweiligen Entwicklungsphasen verkürzt dargestellt:

Säuglingsalter/ Baby:

laute Geräusche, Verlust von Zuwendung; Trennung von vertrauten Personen; fremde Menschen (fremdeln) (z.B. Trennungsangst)

Kleinkindalter:

Dunkelheit; Fantasiegestalten, wie Hexen; Tiere; medienbasierte Ängste; Naturkatastrophen, (z.B. spezifische Angst, generalisierte Angst)

Grundschulalter:

schlechte Schulleistungen, (z.B. Prüfungsangst, Generalisierte Angst)

Jugendalter:

Ablehnung durch Gleichaltrige, (z.B. soziale Angst, Generalisierte Angst)

Die pathologischen oder auffälligen Ängste können demnach auch dem gleichen Altersmuster folgen und gewinnen durch deren besondere Intensität an Aufmerksamkeit. So können im Kindes- und Jugendalter folgende Angststörungen auftreten:

Trennungsangst


Hierbei handelt es sich um die Angst sich von bestimmten Personen trennen zu müssen, z.B. von den Eltern. Die Angst, sich von einer Person trennen zu müssen ist über einen längeren Zeitraum so intensiv, dass bestimmte Aktivitäten oder Situationen (z. B. an Ausflügen teilnehmen, in die Kita gehen, ins Bett gehen) gemieden werden. Die Angst wird häufig begleitet durch Sorgengedanken, (wie z. B. der anderen Person könnte etwas zustoßen, die andere Person kommt nicht mehr wieder oder ich selbst könnte verloren gehen).

Oft ist einem bewusst, dass die Sorgengedanken nicht realistisch sind, dennoch scheint die Angst unkontrollierbar. Dadurch kann es zu körperlichen Reaktionen, wie Bauchschmerzen und Übelkeit kommen.

Soziale Ängstlichkeit


Die soziale Ängstlichkeit zeigt sich in einem unsicheren Verhalten in sozialen Situationen. Die Angst bezieht sich hierbei vor allem auf den Kontakt mit Fremden und Gleichaltrigen, wobei es zu einem vermeidenden Verhalten kommen kann (wie z. B. nicht sprechen). Oft fehlt der Mut etwas in der Öffentlichkeit zu sagen, da die Furcht besteht, etwas Peinliches zu tun und von Anderen prüfend betrachtet zu werden. Reaktionen hierauf können Weinen, Schweigen und Rückzug sein. Auch körperliche Reaktionen können auftreten: z. B. Zittern, Rot werden, Herzrasen.

Höhenangst, Angst vor Hunden, Prüfungen oder Spritzen


Bei einer spezifischen Angst handelt es sich um eine anhaltende und intensive Furcht vor bestimmten Sachen oder Situationen (z. B. Hunde, Höhe, Prüfungen oder Spritzen). Aufgrund der Angst werden diese Situationen oder Sachen vermieden (z. B. die Straßenseite wechseln, wenn einem ein Hund entgegenkommt; nicht auf das Klettergerüst klettern; nicht zum Arzt gehen). Manchmal reicht auch nur die Vorstellung oder der Gedanke an die Situation oder Sache, um eine Angstreaktion und somit eine körperliche Reaktion, wie z. B. Zittern, Herzrasen oder weiche Knie auszulösen.

Panikattacken


Von einer Panikstörung wird gesprochen, wenn es zu plötzlichen und wiederholenden Panikattacken kommt, welche sich nicht auf eine Situation beziehen und deshalb als nicht vorhersehbar erlebt werden. Hierbei können Symptome auftreten, wie z.B. Herzrasen, Enge Gefühl im Brustbereich, Schwindel, starkes Unwohlsein. Begleitet werden kann es durch das Gefühl der Angst vor einem Kontrollverlust oder auch der Angst durchzudrehen oder sterben zu müssen. Die Panikattacken erlangen innerhalb von kurzer Zeit den Höhepunkt der Angst und dauern nur einige Minuten an. Aufgrund dessen, dass die Anfälle als unvorhersehbar wahrgenommen werden, führen sie häufig zu einer starken Verunsicherung und können Veränderung der Lebensführung mit sich bringen (z. B. sich nicht mehr mit Freunden treffen, nicht zu weit von seinem Haus entfernen), da die Angst oder Verunsicherung besteht, die Kontrolle verlieren zu können.

Was ist eine generalisierte Angststörung?


Bei einer Generalisierten Angststörung bestehen dauerhafte Ängste oder Sorgen zu mehreren verschiedenen alltäglichen Ereignissen, welche vergangen, aktuell oder zukünftig sein können. Hierbei bestehen Schwierigkeiten die Sorgen zu kontrollieren und es kann zu Begleiterscheinungen kommen, wie körperliche Beschwerden (z. B. Mundtrockenheit, Schweißausbrüche, hohe Anspannung, anhaltende Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafprobleme). Aufgrund der dauerhaften Besorgnis kann es zu einer emotionalen Belastung kommen, wodurch es zur Beeinträchtigung im schulischen und sozialen Bereich kommen kann.

Wie kann man Ängste behandeln?


Viele PatientInnen haben Angst, dass ihre Beschwerden einerseits belächelt, andererseits aber auch dramatisiert werden könnten. TherapeutInnen versuchen, das subjektive Empfinden der PatientInnen nachzuvollziehen. Dabei geht es nicht um eine moralische Bewertung oder „richtig-falsch“. Durch ihre Erfahrung haben sie in den meisten Fällen bereits Menschen mit ähnlichen Problemlagen kennen gelernt und können dazu beitragen, das eigene Problem besser einzuordnen.