Existentielle Psychotherapie


Die existenziellen Ansätze in der Psychotherapie befassen sich mit den wesentlichen existenziellen Grundtatsachen des menschlichen Lebens. Zu diesen gehören: die Endlichkeit des eigenen Lebens mit der damit verbundenen existenziellen Angst und der Frage nach dem Sinn, Freiheit, Verantwortung und Schuld, Tod und Sterben, Einsamkeit und Isolation sowie die Bedeutung von Leid. Geprägt ist die existentielle Psychotherapie unter anderem durch zahllose philosophische Betrachtungen aus verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte, so dass die Beschäftigung mit diesen Themen nicht neu ist. Eine zentrale Besonderheit liegt jedoch darin, dass es im Gegensatz zu vielen anderen Problemstellungen hier keine klassische „Lösung“ für gibt. Die Auseinandersetzung und Antworten, die bei der Betrachtung dieser Themen auftreten können, sind immer individuell.

Existentielle Themen in krisenhaften Zeiten


Nicht jede Psychotherapie muss sich zwangsläufig mit existenziellen Themen befassen. Häufig tauchen die mit ihnen verbundene Fragen jedoch bei Krisen, Schicksalsschlägen oder vor dem Treffen schwieriger Lebensentscheidungen wie von selbst auf. Nicht selten ist dies der erste Anlass, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen, oder die bisherige Vorstellung (des Lebens) wird erschüttert und infrage gestellt. Angehörige, beispielsweise von Sterbenden oder von Menschen mit chronischen oder schweren Erkrankungen, sind ebenso wie die Betroffenen selbst mit diesen Themen konfrontiert. Viele berichten dann von einem Gefühl wie gelähmt und blockiert zu sein oder leiden unter einer sich aufdrängenden Bedeutungslosigkeit alltäglicher Angelegenheiten.

Sollte neben der eigentlichen Belastung eine Depression hinzugekommen sein, ist diese oft zunächst im Fokus der Therapie. Hintergrund ist, dass eine Depression eine freie, offene Sicht auf die Vielschichtigkeit der existenziellen Perspektive einschränkt. In einem geschützten Rahmen wird sich anschließend behutsam den aufkommenden Fragen gewidmet und die bisherige Lebensführung reflektiert. Die individuellen Werte sollten betrachtet sowie Kraftquellen und Ressourcen gefördert werden. Der therapeutischen Beziehung kommt hier eine besondere Rolle zu, da es darum geht, beim Betrachten der existenziellen Themen ein authentisches Gegenüber zu erleben. Im ehrlichen Austausch kann eine Konfrontation mit diesen Themen gelingen und eine neue Haltung gewonnen werden, die einen veränderten Umgang ermöglicht.