Woran erkennt man eine Depression?
Es kann durchaus normal sein, sich gelegentlich traurig zu fühlen, keine Lust auf Aktivitäten zu haben und sich am liebsten im Bett verkriechen zu wollen. Wenn dieser Zustand jedoch über einen längeren Zeitraum (mindestens zwei Wochen) anhält und man zunehmend unter den Auswirkungen leidet, weil selbst alltägliche Aufgaben nicht mehr bewältigt werden können, könnte eine Depression vorliegen.
Was sind Anzeichen einer Depression?
Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die sich insbesondere durch eine tiefe Niedergeschlagenheit auszeichnet. Betroffene verspüren oft weniger Freude als früher, fühlen sich isoliert und empfinden eine innere Leere. Aktivitäten, die früher angenehm waren (wie das Treffen von Freunden oder Ausüben von Hobbys), machen plötzlich weniger Spaß. Dies kann zu sozialem Rückzug führen, da man lieber alleine sein möchte, und Interessen werden vernachlässigt. Das Denken verändert sich ebenfalls, häufig in Form von Grübelgedanken, die sich im Kreis drehen und zu negativen Selbstzweifeln führen. Häufig fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen. Betroffene haben häufig Schuldgefühle oder fühlen sich wertlos. Sie neigen dazu, alles „schwarz“ zu sehen und es fühlt sich so an, als gäbe es nichts Positives und keine Hoffnung mehr. Auch Suizidgedanken (Gedanken daran, nicht mehr leben zu wollen oder sich das Leben nehmen zu wollen) können auftreten.
Welche körperlichen Folgen gibt es?
Die Veränderungen im Denken und Verhalten können auch den Körper beeinflussen, sodass innere Unruhe entsteht und das Ein- und Durchschlafen erschwert wird. Auch frühmorgendliches Erwachen ist typisch. Der Appetit kann sich verändern, sodass man vielleicht mehr oder weniger isst als früher. Zudem ist das sexuelle Verlangen (Libido) meist reduziert. Auch die Konzentration leidet häufig und man wird vergesslicher. Der Mangel an Kraft und Energie macht es oft schwer, aus dem Bett zu kommen und alltägliche Aufgaben zu bewältigen (z. B. zur Schule oder Arbeit gehen, Essen zubereiten, Körperpflege).
Wie häufig treten Depressionen auf?
Die Depression ist eine häufige psychische Erkrankung. Untersuchungen gehen davon aus, dass zwischen 5-18 % in der Bevölkerung mindestens einmal im Leben daran erkranken.
Wie lange dauert eine Depression?
Die Dauer einer Depression variiert von Person zu Person. Depressionen können als einzelne Episoden auftreten und unterschiedliche Schweregrade haben. Häufig treten im Laufe des Lebens aber mehrere Episoden auf, das nennt man dann rezidivierende depressive Störung. Wie lang eine Episode anhält hängt auch damit zusammen, ob eine Behandlung stattfindet oder Warnzeichen frühzeitig erkannt werden. Häufig kann eine Therapie die Dauer verkürzen oder die Intensität abmildern.
Welche affektiven Störungen gibt es noch?
Depressive Episoden können auch Teil einer Bipolaren Störung sein, wenn sie zusammen mit sogenannten manischen Phasen auftreten. Während einer manischen Phasen erleben Betroffene eine anhaltend gehobene Stimmung mit gesteigerter Energie, impulsivem Verhalten, vermindertem Schlafbedarf, schnellerem Denken und übermäßigem Selbstvertrauen. Von bipolaren Störungen sind ungefähr 2 % der Bevölkerung betroffen.
Wenn leichte depressive Symptome lang anhaltend (über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren) auftreten, kann eine Dysthymia vorliegen. Damit ist eine chronische Depression gemeint. Wechseln sich über eben diese Zeitraum leichte depressive und leichte manische (hypomanische) Phasen ab, wird das Zyklothymia genannt.
Therapie von Depressionen
In vielen Fällen ist es ratsam, sich Hilfe zu suchen und die Depression behandeln zu lassen. In dem Wirrwarr an Möglichkeiten kann es schwierig sein, den Durchblick zu behandeln. Hier findest du eine Auswahl an Behandlungsmöglichkeiten:
Psychotherapie – Der Schlüssel zur Veränderung:
Innerhalb der Psychotherapie gibt es verschiedene Verfahren, die von Psychotherapeut:innen angewendet werden. Darunter zählen die psychodynamischen Verfahren (Psychoanalyse; tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie), systemische Therapie und Verhaltenstherapie. Die Verfahren unterscheiden sich in ihrer Theorie zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheiten und ihrer Behandlung. Zusätzlich zu den unterschiedlichen Verfahren wird noch die Form einer Psychotherapie unterschieden. Psychotherapien können im Einzel- oder Gruppenformat angeboten werden oder in einer Kombinationsbehandlung. In dieser Broschüre wird der Fokus auf die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gelegt. Mit KVT lernst du, negative Denkmuster zu erkennen, positivere Sichtweisen zu entwickeln und nach diesen zu handeln. Dies hilft, deine Stimmung zu verbessern und den Alltag besser zu bewältigen.
Medikamentöse Therapie – Eine Unterstützung auf deinem Weg:
In einigen Fällen können Medikamente hilfreich sein. Ärzt:innen können Antidepressiva verschreiben, die darauf abzielen, deine Stimmung zu stabilisieren. Es ist wichtig, die Einnahme mit Ärzt:innen zu besprechen, um die beste Option für dich zu finden.
Kombinationstherapie – Das Beste aus beiden Welten:
Manchmal kann eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten die effektivste Lösung sein. Das hängt von deinen individuellen Bedürfnissen ab.
Selbsthilfegruppen und Unterstützung:
Der Austausch mit anderen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind, kann stärkend sein. Selbsthilfegruppen bieten eine unterstützende Gemeinschaft.
Gesundheitsfördernde Maßnahmen – Dein Körper und Geist im Einklang:
Regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf tragen dazu bei, dein Wohlbefinden zu steigern.
Ablauf einer Therapie mit der kognitiven Verhaltenstherapie
Eine wirksame Behandlungsmöglichkeit von Depressionen stellt die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) dar. In einer KVT wird der/ die Therapeut:in mit dir zunächst individuelle Ziele herausarbeiten. Du wirst dann z.B. dabei unterstützt, wieder mehr angenehme Aktivitäten in deinen Alltag zu integrieren. Außerdem kannst du mithilfe der Therapie deine Denkmuster genauer beleuchten und eine positivere Sicht auf dich, deine Umwelt und deine Zukunft entwickeln. Auch der Ausbau deiner Fertigkeiten im Umgang mit anderen Menschen kann eine Rolle spielen. Die Patient:innen lernen zum Beispiel, besser mit Konflikten umzugehen und effektiver zu kommunizieren. Darüber hinaus kann z.B. der bessere Umgang mit unangenehmen Gefühlen und mit Stress, eine Verbesserung des Selbstwertgefühls, die Planung einer zufriedenstellenden Zukunft, der Umgang mit Schmerzen oder Ängsten, oder auch die Bewältigung einer schwierigen Vergangenheit, Thema der Therapie sein. Nachdem die Ziele der Therapie erreicht wurden, ist es wichtig, Strategien zur Rückfallprävention zu entwickeln. Du lernst, frühzeitig Warnzeichen für eine Verschlechterung deines Zustands zu erkennen und adäquate Bewältigungsstrategien anzuwenden. Die Inhalte sind vielfältig und die Therapie wird genau auf deine Bedürfnisse abgestimmt.
Weitere wirksame Therapieformen sind:
Interpersonelle Psychotherapie
Besondere Formen der Depression:
WOCHENBETTDEPRESSION
Nach der Geburt eines Kindes schwelgen nicht alle Frauen im Mutterglück: Manchmal können sich auch Überforderung, Erschöpfung, Traurigkeit oder eine innere Leere einstellen. Häufig sind diese Gefühle dann auch mit Scham- und Schuldgefühlen verbunden, weil betroffene Mütter glauben, keine gute Mutter zu sein oder dem Kind nicht gerecht werden zu können. Dies können Hinweise auf eine sogenannte Wochenbettdepression (postpartale Depression) sein. Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der Depression, die in den ersten Wochen und Monaten nach einer Schwangerschaft auftritt.
SAISONALE DEPRESSION
Das dunkle und kalte Wetter sowie die fehlende Sonne schlagen im Herbst und Winter vielen Menschen auf die Stimmung. In manchen Fällen erhöht sich sogar die Anfälligkeit für depressive Erkrankungen. Bei einer sogenannten saisonale Depression (auch Winterdepression genannt) treten depressive Symptome ausschließlich und wiederholt zu bestimmten Jahreszeiten auf. Häufig treten zusätzlich auch atypische Symptome wie Heißhunger und ein vermehrtes Schlafbedürfnis auf. Ein besonders wirksame Behandlungsmethode von saisonalen Depressionen ist die Lichttherapie.
DEPRESSION IM ALTER
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko dafür, an einer Depression zu erkranken. Dafür gibt es verschiedene Ursachen und Auslöser. Viele ältere Menschen erleben beispielsweise den Eintritt ins Rentendasein oder den Auszug der Kinder als emotionale Herausforderung. Auch Verlust des Partners oder enger Freunde, die Abnahme sozialer Kontakte und steigende Einsamkeit gelten als Risikofaktoren. Nachlassende geistige und körperliche Leistungsfähigkeit bis hin zur Pflegebedürftigkeit kommen häufig belastend hinzu. Eine Depression ab dem 65. Lebensjahr nennt man “Altersdepression”. Psychotherapie kann Betroffene in jedem Alter unterstützen und es wird empfohlen, sich Hilfe zu suchen.
DEPRESSIONEN
Psychologen und Psychotherapie bei Depressionen