Was ist Spielsucht und Kaufsucht?


Spielsucht (z.B. an Automaten oder bei Wetten) und Kaufsucht sind sogenannte Verhaltenssüchte. Sie werden auch als nichtstoffgebundene Süchte bezeichnet, weil sie einige Gemeinsamkeiten zu klassischen Süchten wie Alkohol- oder Drogenabhängigkeit haben, ohne dass eine Substanz im Spiel ist. Weitere Verhaltenssüchte sind pathologischer PC- und Internetgebrauch sowie die Abhängigkeit von Pornos.

Woran erkenne ich, dass mein Spiel- oder Kaufverhalten zum Problem wird?


Bei Verhaltensweisen ist es häufig schwer zu sagen, ob es sich noch um ein leidenschaftlich betriebenes Hobby oder schon um ein süchtiges Verhalten handelt. Insbesondere das Kaufen, um sich Wünsche zu erfüllen, ist für die meisten Menschen eine alltägliche, angenehme und unproblematische Aktivität. Um zu bestimmen, ob das eigene Spiel- oder Kaufverhalten Züge einer Sucht angenommen hat, sind folgende Beobachtungen hilfreich:

  • Es besteht ein starker Drang, zu spielen oder Dinge einzukaufen. Dabei geht es beim Kaufen weniger darum, die Gegenstände auch zu benutzen.
  • Ist das Spielen oder Kaufen nicht möglich, fühlt man sich unruhig, gereizt oder gelangweilt.
  • Es fällt schwer, den Zeitpunkt und das Ausmaß des Verhaltens zu kontrollieren. Man gibt beispielsweise mehr Geld aus, als man sich vorgenommen hat oder verbringt mehr Zeit in der Spielhalle als eigentlich geplant.
  • Das Hochgefühl, das einen Gewinn oder einen Kauf begleitet, ist mit der Zeit immer schwerer zu erreichen. Wenn anfangs vielleicht ein Einkauf oder ein kleiner Gewinn ausgereicht hat, strebt man nach immer höheren Gewinnen oder immer mehr Kauferlebnissen. Beim Spielen an Automaten werden zum Beispiel mehrere Automaten parallel bespielt.
  • Das Verhalten hat bereits zu negativen Folgen wie finanziellen Engpässen, Konflikten mit Angehörigen oder beruflichen Schwierigkeiten geführt. Angehörige kritisieren beispielsweise, dass man immer mehr Zeit in der Spielhalle verbringt oder das Haushaltsbudget für nicht benötigte Anschaffungen ausgibt. Das tatsächliche Ausmaß des Spielens oder Kaufens wird verheimlicht. In schweren Fällen können hohe Schulden entstehen oder es kommt zu strafbaren Handlungen zur Geldbeschaffung.

Was sind Ursachen von Verhaltenssüchten?


Verschiedene Faktoren spielen bei der Entstehung einer Verhaltenssucht eine Rolle und können individuell unterschiedlich sein. Das Spielen in Spielhallen beginnt oft über soziale Kontakte, wenn Bekannte begleitet werden. Häufig führen erste kleine Gewinnerfahrungen und das Miterleben von Gewinnen im Umfeld dann zu einem Wunsch, diese Erfahrungen zu wiederholen oder zu übertreffen. Ein tatsächlicher Gewinn oder die wahrgenommene Chance darauf sowie auch das Aussuchen und der Kauf eines begehrten Produkts können starke Glücksgefühle auslösen. Ursache dafür ist das sogenannte Belohnungssystem im Gehirn, in dem Botenstoffe ausgeschüttet werden, die für Freude, Lust, Stolz und Erleichterung sorgen. Diese angenehmen Effekte des Spielens oder Kaufens führen dazu, dass das Spielen oder Kaufen gerne wiederholt wird. Persönlichkeitseigenschaften wie eine hohe Impulsivität können ebenfalls zur Entstehung einer Verhaltenssucht beitragen. Ein weiterer Faktor kann ein Bedürfnis nach Flucht vor der Realität sein, wenn man beispielsweise in anderen Lebensbereichen belastet ist und das Spielen oder Kaufen die einzige Möglichkeit ist, sich schnell ein angenehmes Gefühl zu verschaffen.

Warum fällt es so schwer, mit dem Verhalten aufzuhören?


Bei ständiger starker Aktivierung des Belohnungssystems nimmt dessen Aktivität ab. Weil die Aktivierung durch Spielen oder Kaufen besonders stark ist, können schwächere, alltäglichere angenehme Reize im Vergleich dazu mit der Zeit kaum noch wirken, sodass das Spielen oder Kaufen immer wichtiger für die Stimmung wird. Wenn durch das Verhalten schon weitere Folgen wie Schulden oder zwischenmenschliche Probleme aufgetreten sind, erscheint eine Veränderung immer komplizierter.

Was tun bei Spielsucht und Kaufsucht?


Der erste Schritt zur Veränderung ist die Bereitschaft, sich mit dem tatsächlichen Ausmaß des Spielens oder Kaufens und dessen Folgen auseinanderzusetzen. Dies fällt vielen Betroffenen schwer, da es mit Scham und Angst verbunden sein und die Auseinandersetzung mit bisher verdrängten Problemen bedeuten kann. Ein Bestandteil der Therapie ist daher zunächst die individuelle Zusammenstellung aller Faktoren, die zur Entstehung der Sucht beigetragen haben und es nun schwer machen, das Verhalten eigenständig zu verändern. Zur Motivation dient die vollständige Zusammenstellung aller positiven und negativen kurz- und langfristigen Effekte, die das Spielen oder Kaufen bereits auf das eigene Leben hatte und weiterhin haben wird.
Bei einem Entschluss zu einer Veränderung kann im nächsten Schritt die Klärung und Regulierung der Finanzen hilfreich sein. In manchen Fällen besteht Bedarf für eine Schuldnerberatung oder eine stationäre Entwöhnung, bei der für einige Zeit die Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln eingeschränkt wird, damit neue Verhaltensweisen in einem sicheren Rahmen ausprobiert werden können. In der ambulanten Psychotherapie werden die individuellen Risikosituationen für das Verhalten bestimmt und Strategien für den Umgang mit dem Drang zum Spielen oder Kaufen erprobt. Auf der gedanklichen Ebene werden Bewertungen und Fehlschlüsse hinterfragt und verändert, die das abhängige Verhalten begünstigen. Wenn das Spielen oder Kaufen zur Ablenkung von anderen Problemen oder zum Umgang mit unangenehmen Gefühlen genutzt wird, dient die Therapie dazu, effektivere und langfristig ungefährliche Problemlösungen zu suchen und auszuprobieren. Die Fähigkeit zur Kontrolle von Impulsen und zum Aushalten von Frustration kann durch eine Therapie deutlich erhöht werden und für eine Veränderung entscheidend sein. Oft ist es sinnvoll, wenn Angehörige in die Therapie miteinbezogen werden, sodass Konflikte besprochen und verlorenes Vertrauen wiederhergestellt werden kann. Auch der Anschluss an eine spezialisierte Suchtberatungsstelle und eine Selbsthilfegruppe kann bei Verhaltenssüchten sehr hilfreich sein.

Was soll ich tun, wenn ein Angehöriger von Spiel- oder Kaufsucht betroffen ist?


Bei einer Spiel- oder Kaufsucht sind Angehörige oft stark mit betroffen. Meist wechseln sich Sorgen und das Bedürfnis zu helfen mit Wut, Ohnmacht und eigenen Existenzängsten ab. Wenn Angehörige oder Freunde von Spiel- oder Kaufsucht betroffen ist, ist es wichtig, möglichst klare Grenzen zu wahren. Versuchen Sie, der betroffenen Person kein Geld zu leihen. Äußern Sie ihre Sorge, aber machen Sie sich bewusst, dass es sich um eine psychische Erkrankung handelt, für die Sie keinerlei Verantwortung übernehmen können. Unterstützen Sie die betroffene Person, wenn sie sich Hilfe suchen will. Behalten Sie aber auch Ihre eigenen Werte, Interessen und Bedürfnisse im Blick. Es kann auch hilfreich sein, sich beispielsweise durch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige selbst Unterstützung zu suchen.

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