Was sind psychotische Störungen?


Bei Psychosen und psychotischen Störungen sind das Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Handeln akut beeinträchtigt. Dabei kann es passieren, dass Menschen in einem solchen Zustand den realistischen Bezug zu ihrer Umgebung zeitweise verlieren. Eine Spaltung der Persönlichkeit liegt jedoch nicht vor.

Psychotische Symptome


Psychotische Symptome werden in zwei Kategorien eingeteilt. Als Plussymptome (veraltet „Positivsymptome“ werden Symptome bezeichnen, die zum normalen Erleben „hinzu“ kommen. Das können z.B. Halluzinationen (=Sinnestäuschungen) sein. Am häufigsten handelt es sich dabei um akustische Halluzinationen, z.B. Stimmen, die Betroffenen wahrnehmen, ohne dass diese von einem realen Objekt ausgelöst werden. Auch andere Sinne können betroffen sein, z.B. treten manchmal auch taktile Empfindungen (z.B. Kribbeln oder Brennen) oder olfaktorische Halluzinationen (Gerüche) auf. Optische Halluzinationen sind vergleichsweise selten und weisen meist auf ein organisches Leiden oder eine Intoxikation, z.B. durch Alkohol, hin.

Wahn und Psychose


Auch Wahn ist ein klassisches Symptom einer Psychose. Dabei handelt es sich um eine inhaltliche Denkstörung, bei der eine unkorrigierbare Überzeugung besteht, die nicht der von anderen Menschen geteilten Realität entspricht. Häufig fühlen sich Betroffene beobachtet, bedroht oder verfolgt. Andere Formen des Wahns beinhalten Beziehungswahn, Größenwahn, Liebeswahn oder bizarren Wahn. Auch durch gegenteilige Erfahrung bleiben diese Überzeugungen bestehen, so dass sich Betroffene in der Akutphase häufig nicht als psychisch krank erleben und einer Behandlung gegenüber sehr misstrauisch sind.

Symptome einer Psychose und Ich-Störungen


Formale Denkstörungen bezeichnen Störungen des Denkablaufs, z.B. Gedankendrängen oder -abreißen bis hin zu zerfahrenem Denken.

Bei Ich-Störungen verschwimmen die Grenzen der eigenen Person und der Außenwelt, so dass Betroffene in diesem Zustand das Gefühl haben können, dass ihre Gedanken von anderen beeinflusst werden oder umgekehrt. Häufig wird auch die eigene Person oder die Umwelt als fremd oder verändert empfunden.

Ein weiteres Plussymptom stellen motorische Erregung oder katatone Zustände dar, in denen Betroffene unter stärkster Anspannung leiden und sich kaum noch bewegen können.

Minussymptome einer Psychose


Zu den Minussymptomen („Negativsymptome“) zählen Symptome, die als vom normalen Erleben „abgehend“ bezeichnet werden können. Dazu zählt Affektverflachung, d.h. dass kaum Anzeichen eines Gefühlsausdruck in Stimme oder Mimik vorhanden sind.

Antriebslosigkeit, Depressionen und sozialer Rückzug bei Psychosen


Weiterhin zeigen Betroffene vor allem nach Abklingen der Plussymptomatik Antriebsarmut, Depressivität und sozialen Rückzug. Auch Sprache und Denken werden häufig davon beeinflusst und wirken verarmt.

Ursache psychotischer Störungen


Als Ursache für psychotische Störungen wird eine Störung des Dopaminhaushalts diskutiert. Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn. Hinzu kommen verschiedene psychische und soziale Risikofaktoren. Durch Überschreitung einer bestimmten „Stressschwelle“, z.B. durch belastende Ereignisse oder große Veränderungen kann es bei Personen mit einem entsprechenden Risiko zur Ausbildung akuter psychotischer Symptome kommen.

Medikamente bei Psychosen: Antipsychotika


Psychosen können vor allem mit Antipsychotika (auch Neuroleptika genannt) wirksam behandelt werden. Vor allem die Plussymptomatik lässt sich dadurch häufig gut reduzieren. Um Rückfälle zu vermeiden, müssen diese Medikamente häufig über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, so dass Betroffene gut über die Wirkweise und Notwendigkeit der langfristigen Behandlung aufgeklärt werden sollten. Um Schwierigkeiten im Sozialverhalten entgegenzuwirken stehen außerdem ambulante Hilfen wie Soziotherapie zur Verfügung, in denen Alltagsfertigkeiten trainiert und erhalten werden.

In der Behandlung einer nicht mehr hochakuten Psychose können auch kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden zum Einsatz kommen. Hier geht es z.B. darum, Denkverzerrungen kennenzulernen, die alle Menschen haben, die aber in der Psychose besonders stark ausgeprägt sind (z.B. vorschnelles Schlussfolgern). Auch die Arbeit mit Angehörigen ist ein wichtiger Baustein in der Therapie, um das Umfeld für die Krankheit zu sensibilisieren und aufzuklären. Nicht zuletzt kann eine Psychotherapie Sie dabei unterstützen, Ihre Erkrankung zu verarbeiten und einer Selbststigmatisierung (sich selbst aufgrund der Erkrankung in einem negativen Licht sehen) vorbeugend entgegenzuwirken.