WAS PASSIERT IM SCHLAF UND WIE VIEL SCHLAF BRAUCHT MAN?
Der Schlaf erfüllt für den Menschen verschiedene wichtige Funktionen. Er dient der körperlichen Erholung, dem Speichern bedeutsamer Erfahrungen im Gedächtnis und der Entwicklung von Problemlösungen. Zudem spielt ausreichender Schlaf eine entscheidende Rolle für die Funktion des Immunsystems und regenerative Prozesse im Stoffwechsel. Man kann sich den Schlaf somit als eine Art nächtliche Reparaturwerkstatt vorstellen, in der der Körper seine Energiereserven auffüllt und sich für den kommenden Tag vorbereitet. Während des Schlafes durchlaufen wir wiederkehrend verschiedene Schlafphasen, zwischen denen beispielsweise die Schlaftiefe variiert. Ein Zyklus dauert dabei ca. 90 Minuten. In diesen Phasen nimmt die Muskelspannung ab, ebenso wie die Herz- und die Atemfrequenz. Der Blutdruck und die Körpertemperatur sinken ebenfalls.
Es ist schwer zu bestimmen, wie viel Schlaf ein Mensch benötigt, da das Schlafbedürfnis individuell unterschiedlich ist und von Gewohnheiten sowie dem Alter abhängt. Ein Richtwert für einen gesunden Schlaf liegt jedoch bei etwa 7 Stunden.
VERSCHIEDENE SCHLAFTYPEN: GIBT ES EULEN UND LERCHEN?
Es gibt verschiedene Schlaftypen (sog. Chronotypen), die oft als „Eulen“ und „Lerchen“ bezeichnet werden. Diese Begriffe beziehen sich auf individuelle Unterschiede im Schlaf-Wach-Rhythmus und der bevorzugten Tagesaktivität. Lerchen sind Menschen, die morgens leichter aufstehen können, sich in den frühen Morgenstunden besonders wach und aktiv fühlen und dazu neigen, abends früher müde zu werden. Eulen hingegen fühlen sich abends und nachts besonders wach und aktiv, das Aufstehen am Morgen fällt ihnen oft schwerer.
Diese Einteilung ist nicht starr zu verstehen und viele Menschen befinden sich irgendwo zwischen beiden Extrempolen. Die Unterscheidung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über individuelle Unterschiede unserer inneren Uhr.
AB WANN HABE ICH EINE SCHLAFSTÖRUNG?
Es kann durchaus normal sein, mal eine Nacht schlecht zu schlafen, wenn zum Beispiel ein aufregendes Ereignis ansteht oder man krank ist. Wer aber ständig nachts wach liegt und grübelt oder stundenlang zum Einschlafen braucht, kann eine ernst zu nehmende Erkrankung haben. Eine Schlafstörung liegt dann vor, wenn wiederkehrende Probleme beim Ein- oder Durchschlafen auftreten, die die Qualität und Menge des Schlafs beeinträchtigen und negative Auswirkungen auf die tägliche Funktionsfähigkeit haben: Beispielsweise, wenn man auf der Arbeit oder in der Schule die Augen kaum aufhalten kann und die Konzentration leidet. Es gibt verschiedene Arten von Schlafstörungen mit ganz unterschiedlichen Ursachen. Neben körperlich bedingten Schlafstörungen existieren auch die sogenannten Nichtorganischen Schlafstörungen, für die in der Behandlung insbesondere psychotherapeutische Ansätze relevant sind.
RISIKOFAKTOR GESTÖRTER SCHLAF
Aus Erhebungen ist bekannt, dass Schlafstörungen in der Bevölkerung weit verbreitet sind. Etwa 25% der Erwachsenen berichten Schlafstörungen. 10% leiden häufig oder dauerhaft an nicht erholsamen Schlaf (chronische Insomnie). Ein chronisch gestörter Schlaf oder anhaltende Schlafprobleme können zu erheblichem Leidensdruck und einer Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung führen. Darüber hinaus erhöhen sie das Risiko für verschiedene Erkrankungen wie arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Substanzmissbrauch (z. B. als Einschlafhilfe) oder Störungen der Blutzuckerregulation bis hin zu Diabetes.
Daneben verursachen Folgen wie beispielsweise geringere Belastbarkeit, durch Schlafmangel verursachte Fehler und Unfälle sowie Krankschreibungen erhebliche persönliche und auch gesellschaftliche Kosten.
DYSSOMNIEN: PROBLEME BEIM EINSCHLAFEN UND DURCHSCHLAFEN
Dyssomnien bezeichnen Ein- und Durchschlafstörungen, die mit einer erhöhten Tagesmüdigkeit einhergehen und nicht auf organische Erkrankungen zurückzuführen sind (sog. Nichtorganische Schlafstörungen). Diese Schlafstörungen gliedern sich in folgende Kategorien:
- Nichtorganische Insomnien:
Die gewünschte Dauer und Qualität des Schlafes werden innerhalb eines Monats mindestens drei Mal pro Woche nicht erreicht. Es bestehen Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen sowie morgendliches Früherwachen
- Nichtorganische Hypersomnie:
Trotz ausreichenden nächtlichen Schlafs treten nahezu täglich ausgeprägte Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit auf.
- Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus:
Betroffene haben Schwierigkeiten, den durch gesellschaftliche Anforderungen oder ihre Umgebung vorgegebenen Schlaf-Wach-Rhythmus einzuhalten, was zu ausgeprägter Müdigkeit am Tag bzw. Schlaflosigkeit in der Nacht führt. Das führt in der Folge häufig zu Beeinträchtigung in der Alltagsbewältigung.
PARASOMNIEN: SCHLAFWANDELN UND ALBTRÄUME
Die Parasomnien sind eine Untergruppe der nicht-organischen Schlafstörungen. Sie beeinträchtigen die Qualität des Schlafes und umfassen folgende Störungen:
- Somnambulismus (Schlafwandeln):
Betroffene verlassen das Bett, ohne sich später daran zu erinnern, eine Ansprache führt zu geringer Reaktion, und das Wecken gestaltet sich schwierig. Schlafwandeln tritt vorwiegend in der ersten Nachthälfte auf.
- Pavor nocturnus (Nachtschreck oder Nachtangst):
In der ersten Nachthälfte erleben Betroffene, häufig Klein- und Schulkinder, eine Angstattacke, begleitet von einem lauten Schrei. Manchmal erfolgt ein schnelles Aufstehen, ohne den Raum zu verlassen. Trotz beruhigender Worte bleibt die Angst bestehen. Am nächsten Tag können sich Betroffene nur vage oder bruchstückhaft an das Ereignis erinnern. Grundsätzlich wird der Nachtschreck als harmlos eingeschätzt.
- Albtraum:
Bei einem Albtraum kommt es zu einem sehr lebhaften und furchteinflößenden Traum. Im Traum ist häufig das eigene Leben, die Sicherheit oder Selbstachtung bedroht. Betroffene schrecken aus dem Schlaf hoch, sind schnell orientiert und können sich detailliert an ihren Traum erinnern. Häufig kommt es zu einer Wiederholung desselben Albtraumthemas.
SCHLAFSTÖRUNGEN MIT KÖRPERLICHEN URSACHEN
Hierzu zählen Schlafstörungen, bei denen eine körperliche Ursache zugrunde liegt. Demzufolge stehen hier somatische Behandlungsansätze im Vordergrund. Die bekanntesten organischen Schlafstörungen sind:
- Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine):
Dieses Syndrom manifestiert sich durch unwillkürliche Zuckungen, Missempfindungen, Kribbeln und Schmerzen, vorwiegend in den Beinen und gelegentlich in den Armen. Diese unangenehmen Empfindungen treten besonders im Ruhezustand, insbesondere abends oder nachts im Bett auf. Die Unruhe in den Beinen erfährt Linderung durch Bewegung. Durch das Aufstehen und Umhergehen, um den Beschwerden entgegenzuwirken, werden jedoch Einschlafversuche unterbrochen. Dies führt dazu, dass Betroffene tagsüber unter Müdigkeit leiden.
- Narkolepsie (Schlafkrankheit, Schlafsucht) und Kataplexie:
Diese Erkrankung ist durch anhaltende Müdigkeit und plötzliche Einschlafattacken gekennzeichnet. Im Verlauf können diverse Symptome hinzukommen, darunter die Kataplexie. Bei Kataplexie tritt Muskelschwäche auf, teilweise sogar mit Hinstürzen, ohne dass das Bewusstsein verloren geht. Diese Muskelschwäche steht in Zusammenhang mit emotionalen Reaktionen. Darüber hinaus können nach dem Aufwachen zeitweise Lähmungen und beim Einschlafen äußerst lebhafte Sinneswahrnehmungen auftreten. Im Fortschreiten der Erkrankung erleben Betroffene häufig nächtliche Wachzeiten.
- Schlafapnoe-Syndrom:
Es kommt zu wiederholten Atemaussetzern während des Schlafes, welche mehr als 10 Sekunden dauern und zu Schlafunterbrechungen mit einem reduzierten Tiefschlaf und Schlafmangel führen. Die Atempausen können von lauten Schnarchgeräuschen, gefolgt von einem plötzlichen Erwachen, begleitet sein. Infolgedessen klagen Betroffene über eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit. Zusätzlich können Kopfschmerzen, Potenzstörungen, depressive Verstimmungen und Konzentrationsschwierigkeiten auftreten. Langfristig steigt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Häufig tritt das Syndrom bei Adipositas auf.
THERAPIE: WAS KANN MAN GEGEN SCHLAFSTÖRUNGEN TUN?
Betroffene sollten sich bei Schlafstörungen professionelle therapeutische Hilfe holen. In der Diagnostik ist die Unterscheidung zwischen organischen und nicht-organischen Ursachen entscheidend für die Auswahl eines geeigneten Behandlungsansatzes.
Für nicht-organische Schlafstörungen ist gemäß Leitlinie die Verhaltenstherapie die Behandlung der Wahl.
Zu Beginn der Therapie erfolgt eine detaillierte Analyse der Entstehungs- und Aufrechterhaltungsbedingungen der Schlafstörungen mithilfe von Schlaftagebüchern. Gegebenenfalls wird der Konsum von Schlafmitteln überprüft und reduziert. Ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung umfasst die Vermittlung von Informationen über den Schlaf sowie das Erlernen schlaffördernder Strategien (Schlafhygiene).
Diese Strategien beziehen sich sowohl auf die Tagesgestaltung als auch auf die Schlafsymptomatik. Hierbei werden Veränderungen in der Schlafumgebung sowie schlafbezogenen Einstellungen und Gewohnheiten besprochen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Etablierung eines regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus. Zusätzlich erlernen Patient:innen Entspannungstechniken und bewährte Methoden zur Stressbewältigung. Die Bearbeitung spezifischer Konfliktsituationen aus dem Alltag kann ebenfalls als integraler Bestandteil der Therapie in Betracht gezogen werden.