Emotionen


Emotionen sind grundlegender Teil des menschlichen Erlebens und gehen einher mit entsprechenden Gedanken, Körperreaktionen und Verhaltensimpulsen. Sie geben uns wichtige Informationen über unsere Bedürfnisse, helfen uns bei der Einschätzung von Situationen und dienen zur Kommunikation mit anderen. Sowohl angenehme (z.B. Freude, Stolz) als auch unangenehme (z.B. Angst, Traurigkeit) Emotionen haben dabei ihre Berechtigung und sind wichtig, damit wir passend auf unsere Umwelt reagieren können.

Emotionale Störung?


Vielfältige Auslöser können dazu führen, dass Emotionen aus dem Gleichgewicht geraten und zur Belastung werden, so dass Schwierigkeiten im Alltag oder im Miteinander mit anderen entstehen.  Der Fachbegriff „Emotionale Störung“ beschreibt vor allem Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Umgangssprachlich wird der Begriff jedoch manchmal auch bei Erwachsenen als Sammelbegriff für ein breites Spektrum verschiedenster Phänomene verwendet. Einige der häufigsten davon sind im Folgenden aufgeführt.

Affektive Störungen


Zu den affektiven Störungen zählen alle Erkrankungen, die durch eine „zu schlechte“ oder „zu gute“ Stimmung geprägt sind. Depressive Störungen gehören dabei zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Erwachsenen: Betroffene leiden unter anhaltender gedrückter Stimmung, Interessenverlust und Energiemangel. Die Manie ist das Gegenteil der Depression: Die Betroffenen haben sehr viel Energie, sind extrem gut gelaunt oder gereizt und brauchen wenig Schlaf. Die bipolare Störung kann zudem geprägt sein von einem Wechsel zwischen depressiven und manischen Phasen.

Angststörungen


Angststörungen zeigen sich in übermäßiger Angst, die das tägliche Leben beeinträchtigt und oft mit Vermeidungsverhalten einhergeht. Dabei kann sich die Angst auf ganz Unterschiedliches beziehen. Spezifische Phobien zeigen sich in der übermäßigen Angst vor einem bestimmten Auslöser wie beispielsweise großen Höhen, Spinnen oder Spritzen. Bei der generalisierten Angststörung stehen übermäßige Sorgen im Vordergrund. Im Falle der sozialen Phobie dreht sich die Angst um die Befürchtung, sich vor anderen zu blamieren oder abgewertet zu werden. Bei der Panikstörung steht die Angst vor den Angstsymptomen selbst im Vordergrund. Die übermäßige Angst vor bestimmten Erkrankungen kann Teil einer Somatoformen Störung sein. Führen Ängste zu einem übermäßigen Kontroll- oder Sicherheitsverhalten, so kann eine Zwangsstörung zugrunde liegen.

Affektregulation


Kern der Störung sind Schwierigkeiten in der Affektregulation, d.h. die Fähigkeit, Gefühle zu beeinflussen und besonnen zu handeln. Emotionen werden bei der BPS sehr leicht ausgelöst und erreichen eine sehr hohe Intensität. Außerdem dauert es sehr lange, bis sie sich wieder zurückbilden. Unter Stress können viele ihre Gefühle daher kaum noch wahrnehmen. Sie spüren stattdessen häufig massive Anspannung bis hin zu dissoziativen Zuständen, in denen die Betroffenen das Gefühl haben können, „neben sich zu stehen“, „wie in Watte gepackt“ zu sein oder manches nicht mehr richtig erinnern zu können. Diese starken emotionalen Reaktionen kann man sich vorstellen wie ein zu schnell fahrendes Auto auf einer Landstraße. Ein Gefühls-Ferrari mit viel PS ist in so einer Situation schwer zu steuern.

Traumafolgestörungen


Extrem belastende Lebensereignisse können zur Entwicklung einer Traumafolgestörung (z.B. PTBS) führen. Neben dem Wiedererleben und Vermeidungsverhalten können auf der emotionalen Ebene auch eine emotionale Überregung, erhöhte Reizbarkeit und Schreckhaftigkeit zu den Symptomen einer PTBS gehören.

Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung (Boderline)


Die Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung ist unter anderem von starken Stimmungsschwankungen geprägt, welche eine Emotionsregulation schwierig machen können. Impulsivität und zwischenmenschliche Schwierigkeiten können die Folge sein.

ADHS im Erwachsenenalter


Neben Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit gehört auch Impulsivität zu den zentralen Symptomen von ADHS. Diese kann sich auch bei Erwachsenen in Stimmungsschwankungen und Schwierigkeiten in der Emotionsregulation zeigen.

Psychotherapie


Psychische Erkrankungen gehen häufig mit einer Veränderung der Emotionen einher, für einige Erkrankungen ist die veränderte Emotionslage sogar Namensgebend. Umgekehrt zeigt die Forschung, dass Schwierigkeiten der Emotionsregulation zur Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Erkrankungen beitragen. Psychotherapie kann dabei helfen, die eigenen Emotionen besser verstehen und regulieren zu lernen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. So unterschiedlich die emotionalen Schwierigkeiten und einhergehenden Erkrankungen sind, so individuell gestaltet sich dabei auch das therapeutische Vorgehen. Dabei kommen neben den diagnosespezifischen auch speziell auf den Umgang mit Emotionen zugeschnittene Verfahren zum Einsatz, beispielsweise die Emotionsfokussierte Therapie (EFT), das Skillstraining der DBT, die Schematherapie oder das Training emotionaler Kompetenzen.