Was ist ein Tic?


Tics bei Kindern sind meist kurze, wiederholte, nicht rhythmische Bewegungen oder Lautäußerungen. Sie treten plötzlich und unwillkürlich auf und haben keinen bestimmten Zweck. Tics können z.B. einfache Bewegungen wie Augenzwinkern, Kopfnicken oder Mundaufreißen sein. Auch Lautäußerungen wie Husten, Räuspern oder Schniefen zählen zu den einfachen Tics. Einfache Tics bei Kindern treten meist im Grundschulalter auf und gehen vorüber. Darüber hinaus gibt es jedoch auch komplexe Tics, wobei mehrere Muskelgruppen beteiligt sind. Dies können z.B. Kniebeugen, Dinge berühren, sich wiederholt auf den Boden legen oder Wörter ausrufen sein. Meistens treten Tics wiederholt auf und passen nicht zu der Situation. Teilweise kann es bei einigen Menschen vorkommen, dass diese auch obszöne Wörter (Koprolalie) oder die Wiederholung eigener Laute (Palilalie) oder Wörter gebrauchen.

Was ist das Tourette-Syndrom?


Wenn die Bewegungs-Tics von Lautäußerungen begleitet werden und über 12 Monate andauern, spricht man von dem Tourette-Syndrom. Dieses hält für gewöhnlich für mehrere Jahre an, kann aber in der Intensität schwankend sein.

Wann treten Tics auf?


Tics werden meist als unkontrollierbar erlebt, lassen sich aber mit Anstrengung für eine gewisse Zeit unterdrücken. Betroffene haben meist ein Vorgefühl, welches den Tic ankündigen und was nach dem Eintreten des Tics kurzzeitig nachlassen kann. Tics bei Kindern treten verstärkt in Stresssituationen auf und werden in entspannten Momenten weniger.

Wann werden Tics behandelt?


Die meisten Tics sind nur vorübergehend und benötigen nur selten eine Behandlung. Wenn die Tics jedoch mehr als zwölf Monate andauern, spricht man von chronischen Tics. Die Notwendigkeit ist jedoch auch hier davon abhängig, wie stark die Tics ausgeprägt sind und wie hoch der Leidensdruck des Kindes oder Jugendlichen ist. Neben einer ausführlichen Information der Patient:innen über die Tics können hierbei ebenfalls eine medikamentöse Behandlung sowie verhaltenstherapeutische Interventionen hilfreich sein.

Vor einer Behandlung folgt eine ausführliche Diagnostik, die aus einem klinischen Interview, Verhaltensbeobachtung und Fragebögen besteht.

In der Behandlung von Tic-Störungen hat sich das psychotherapeutische Verfahren der Reaktionsumkehr (Habit-Reversal-Training) als am wirkungsvollsten erwiesen. Das Habit-Reversal-Training besteht aus mehreren Bausteinen, die aufeinander aufbauen, um eine Reduktion der auftretenden Tics zu bewirken. Die zentrale Methode besteht aus einem Training, in dem Gegenbewegungen oder spezielle Atemmuster zu den bestehenden Tics eingeübt werden. Weitere Bausteine des Trainings sind z.B. Psychoedukation, Selbstwahrnehmungstraining, Verminderung von aufrechterhaltenden Belastungen, Bewältigung negativer Reaktionen des Umfeldes, Entspannungsverfahren etc. Des Weiteren können mit dieser Methode auch andere Verhaltensgewohnheiten wie Nägelkauen oder Haareausreißen behandelt werden.

Häufig treten Tics als Begleiterscheinung anderer psychischer Erkrankungen wie ADHSZwangsstörungenÄngsten und Depressionen auf. Die Betroffenen sind meist mehr durch diese Erkrankungen belastet als durch die Tics selbst, weshalb zunächst diese Störungen im Fokus der therapeutischen Behandlung stehen.

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